Das Jahr 2024
Hochfest des Hl. Ignazius von Loyola auf dem Muttergottesberg
Dank der geplanten Bauarbeiten auf dem Muttergottesberg sind wir intensiver in das Leben dieses Wallfahrtsortes eingebunden. Vor einiger Zeit verspürten wir den inneren Impuls, das Fest des hl. Ignatius – des Vaters der Spiritualität, die unser religiöses Leben prägt – an diesem Ort zu verbringen; hier, in der Nähe des Geburtsortes seines Nachfolgers und geistlichen Sohnes, des Gründers unserer Gemeinschaft – P. Robert Kunert SJ.
Bereits im Evangelium weist Christus, der Herr darauf hin, dass man auf die soliden Fundamente jedes Baues achten muss. Und wir wollen hier vor allem das Innerliche, das Spirituelle aufbauen und entfalten! Was kann dazu mehr beitragen als die Gemeinschaft des Gebets und der Eucharistie? Und so wurde in der kleinen Wallfahrtskirche am letzten Tag des Monats Juli 2024 zum ersten Mal in ihrer Geschichte die hl. Messe vom Hochfest des hl. Ignatius von Loyola gefeiert. Im liturgischen Wochenplan hieß es: 10.00 Uhr – Muttergottesberg – Bitte um den Segen Gottes und den Schutz der Muttergottes für die Freunde und Wohltäter der Gemeinschaft der Schwestern Jesu (hl. Messe unter Beteiligung der Schwestern Jesu).
Obwohl es unter der Woche und daher ein normaler Arbeitstag war, kamen zahlreiche Freunde und Wohltäter. Die Kirchenbänke waren bis auf den letzten Platz gefüllt, auch einige Stehplätze waren besetzt. Die Gruppe von 17 Schwestern aus 7 Kommunitäten hätte dies alleine nicht geschafft. Die hl. Messe wurde vom Administrator aus Dolní Čermná, Pater Jan Lukeš zelebriert, mit ihm am Altar war P. Milan Richter, belebt durch zwei junge Ministranten.
Zu Beginn der Predigt machte Pater Jan auf den Leitgedanken der ersten Lesung aufmerksam: Wähle Leben oder Tod. Wähle Gott oder das Nichts. Bei der zweiten Lesung blieb er an der Stelle stehen, an der Paulus sagt: „… Durch den Glauben wohne Christus in euren Herzen, in der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet. So sollt ihr mit allen Heiligen dazu fähig sein, die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe zu ermessen und die Liebe Christi zu erkennen, die alle Erkenntnis übersteigt. So werdet ihr erfüllt werden in die ganze Fülle Gottes hinein.“ Weiter sagte er: Ein norwegisches Sprichwort sagt: Wer geliebt wird, der ist schön. Wir alle brauchen Liebe und es ist schön, wenn wir verstehen, wie sehr der Herr uns liebt. Wenn wir einem Menschen Liebe entgegenbringen, besonders jemandem, der selbst noch nicht viel davon erfahren hat, wird er zu dem, was er ursprünglich sein sollte: großzügiger, geduldiger, freundlicher. Gott möchte uns seine großzügige Liebe in unserem Inneren zeigen. Sehen wir uns als geliebtes Kind des himmlischen Vaters.
Bis zum Rand voll von der Liebe Gottes bei der Begegnung mit Christus in der Eucharistie traf sich die Gemeinschaft der Gläubigen vor der Kirche zum Austausch. Herrliches sonniges Wetter und speziell für diesen Anlass gebackene Kuchen sorgten für ein herzliches Miteinander unter den Anwesenden.
AMDG
Sr. Anna Vacková
Sich führen lassen
Vom 8. – 12. Juli fand auch heuer wieder ein Sommerlager mit den Schwestern Jesu für Mädchen im Alter von 14 bis 17 Jahren statt. Das diesjährige Thema stellte den 11 Teilnehmerinnen die klare Frage: „Wovon lasse ich mich leiten?“ Diesem Leitfaden waren sie in Katechese, Zeiten für Stille und Reflexion sowie Austausch und anderen Aktivitäten auf der Spur.
Ein Teil des Treffens war ein Besuch bei den Klarissen-Kapuzinerinnen in deren nahe gelegenem Kloster. Die Lebensweise der Klarissen zu sehen, die ein tiefes Vertrauen in die Vorsehung Gottes und ein Leben in Stille zeigt, war sehr wertvoll und beeindruckend.
Höhepunkt der ganzen Woche war eine Wallfahrt, bei der die Mädchen das Programm gestalteten und die Schwestern sich führen ließen… Sowohl für die Mädchen als auch für die Schwestern war das Spiel „zur Unterscheidung der Geister“ eine gelungene Sache. Den Schwestern waren für einen bestimmten Teil des Weges die Augen verbunden: „Welcher Geist führt dich jetzt? Der gute, der Schritt für Schritt, klar und transparent, wenn auch oft im Vertrauen, führt, nicht überfordert und Hoffnung gibt? Oder der böse, der abrupt, wirr und zickzack führt, einschränkende Anforderungen an den Menschen stellt und zur Verzweiflung treibt?“ Auf spielerische Weise konnten alle Teilnehmer erleben, wie es einem Menschen geht, der ständig Entscheidungen ausgesetzt ist: „Wovon lasse ich mich jetzt leiten?“ Auch wenn es im wirklichen Leben nicht immer so einfach ist wie im Spiel…
Das ganze Treffen verlief in freudiger Atmosphäre. Möge es den Mädchen im Alltag die Erfahrung bringen, dass Gott eine sichere Orientierung auf den Lebenswegen ist und nur Er es wert ist, sich von ihm leiten zu lassen.
Sr. Anna Bartoňová
Treffen mit Erzbischof Josef Nuzík
Am 30. 6. 2022 verabschiedete die Erzdiözese Olomouc Erzbischof Jan Graubner. Diese Änderung wirkte sich auf unsere Gemeinschaft nicht nur aus, weil einige Kommunitäten zu dieser Erzdiözese gehören, sondern außerdem weil die SSJ eine Ordensgemeinschaft diözesanen Rechtes ist und somit der Erzbischof von Olomouc auch der Bischof des Hauptsitzes der Gemeinschaft ist.
Mit Ausdauer und Vertrauen beteten nicht nur wir für den neuen Erzbischof, und als am 9. 2. 2024 Mons. Josef Nuzík als Nachfolger bekannt gemacht wurde, freuten wir uns darüber sehr. Die Amtseinführung am 13. 4. 2024 war ein wunderschönes geistliches Fest und wir konnten zu diesem Ereignis mit einem meditativen Rosenkranz vor der hl. Messe und natürlich auch mit unserer Mitfeier beitragen. Wir hatten Gelegenheit, dem neuen Hirten im Namen der gesamten Gemeinschaft persönlich zu gratulieren.
Am 28. 5. kam Herr Erzbischof in unser Zentrum. Nach der hl. Messe um 16:30 Uhr traf er sich mit Sr. Alena Jindrová zusammen mit den Schwestern des Generalrats, dabei gaben sie ihm als Bischof des Hauptsitzes einen Jahresbericht über das Leben der Gemeinschaft. Danach war Ausklang in größerer Runde beim gemeinsamen Abendessen.
Bei seinem Besuch konnte Herr Erzbischof also einen Blick in die Vielfalt des Lebens der Schwestern werfen und wir wiederum konnten ihn etwas näher kennenlernen in seiner menschlichen Güte und dem Frieden, den er ausstrahlt. Im Gebet sind wir verbunden.
Lasst euch von Jesus faszinieren
Sonntag des Guten Hirten, 21.4.2024
Weltgebetstag für geistliche Berufungen
Papst Franziskus sagt zu diesem Tag in seiner Botschaft:
Der Weltgebetstag um geistliche Berufungen lädt uns jedes Jahr dazu ein, über das kostbare Geschenk des Rufs nachzudenken, den der Herr an einen jeden von uns richtet, an sein gläubiges Volk, das sich auf dem Weg befindet, damit wir an seinem Plan der Liebe teilhaben und die Schönheit des Evangeliums in den verschiedenen Lebensständen Gestalt annehmen lassen können.
…
Den jungen Menschen, vor allem denjenigen, die der Kirche fernstehen oder Misstrauen gegen sie hegen, möchte ich sagen: Lasst euch von Jesus faszinieren, stellt ihm durch die Seiten des Evangeliums eure wichtigen Fragen, lasst euch von seiner Gegenwart aufrütteln, die uns immer in wohltuender Weise in Frage stellt. Er respektiert unsere Freiheit mehr als jeder andere, er drängt sich nicht auf, sondern bietet sich selbst an: Gebt ihm Raum und ihr werdet euer Glück darin finden, ihm zu folgen und, falls er euch darum bittet, euch ihm ganz hinzugeben.
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Dieser Tag ist insbesondere dem Gebet gewidmet, um vom Vater die Gabe geistlicher Berufungen für den Aufbau seines Reiches zu erbitten: „Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!“ (Lk 10,2). Und das Gebet – das wissen wir – besteht mehr aus Zuhören als aus an Gott gerichteten Worten. Der Herr spricht zu unserem Herzen und möchte es offen, aufrichtig und großzügig vorfinden. Sein Wort ist in Jesus Christus Fleisch geworden, der uns den ganzen Willen des Vaters offenbart und mitteilt. In diesem Jahr 2024, das eben dem Gebet zur Vorbereitung des Jubiläums gewidmet ist, sind wir aufgerufen, das unschätzbare Geschenk wiederzuentdecken, mit dem Herrn von Herz zu Herz in Dialog treten zu können und so zu Pilgern der Hoffnung zu werden, denn „das Gebet ist die erste Kraft der Hoffnung.
…
Aber was bedeutet es, Pilger zu sein? Wer eine Pilgerreise unternimmt, sucht zuerst das Ziel zu klären und trägt es immer im Kopf und im Herzen. Um jenes Ziel zu erreichen, muss man sich jedoch gleichzeitig auf die gegenwärtige Etappe konzentrieren. Um diese anzugehen, darf man nicht schwer beladen sein, muss sich von unnötigen Lasten befreien, das Wesentliche mitnehmen und jeden Tag kämpfen, damit Müdigkeit, Angst, Unsicherheit und Dunkelheit den begonne-nen Weg nicht verstellen.
…
Aus all diesen Gründen sage ich noch einmal, wie beim Weltjugendtag in Lissabon: „Rise up! – Erhebt euch!“ Wachen wir aus dem Schlaf auf, kommen wir aus der Gleichgültigkeit heraus, öffnen wir die Gitter des Gefängnisses, in das wir uns manchmal eingeschlossen haben, damit ein jeder von uns seine Berufung in der Kirche und in der Welt entdecken und Pilger der Hoffnung und Friedensstifter werden kann!
Wir antworten auf dieses brennende Bedürfnis von heute – auf die Not an geistlichen Berufungen – mit unserem spezifischen Apostolat – dem Apostolat der Berufungen. Der Sonntag des Guten Hirten, an dem sich die ganze Kirche an die geistliche Berufung erinnert, wird jedes Jahr als Fest unserer Sendung gefeiert. Auch in diesem Jahr ist es nicht anders, wenn wir um neue Berufungen und um die Treue der bereits bestehenden Berufungen in der Anbetung für dieses Anliegen bitten, zu dem wir die Gläubigen an den Orten, an denen wir tätig sind, einladen.
Das Fest Darstellung des Herrn – Tag des geweihten Lebens
Was bedeutet es für uns, dass wir diesen Tag jedes Jahr feiern können?
Dieser Tag ist ein Dank an Gott für das kostbare Geschenk der Berufung und zugleich Ermutigung, Stärkung und gegenseitige Bereicherung, diesen Weg treu zu gehen.
Wir erfahren ihn als einen Tag der Dankbarkeit für unsere Berufung, als einen Tag des persönlichen und gemeinsamen Gebets, als eine Begegnung mit unseren Bischöfen und mit denen, die den Weg des geweihten Lebens gehen. Er ist uns eine Freude und eine Ermutigung.
Der diesjährige Tag des geweihten Lebens wurde in den meisten Diözesen, in denen wir Kommunitäten haben, erst am Samstag, 3. 2. gefeiert. Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten stand die Heilige Messe mit dem jeweiligen Diözesanbischof. Anschließend folgte meist ein Vortrag und dann war Raum zu Begegnung und Austausch.
In der Erzdiözese Olmütz wurde er heuer zum ersten Mal etwas anders gefeiert, nämlich nicht wie üblich am 2.2. und die Ordensleute trafen sich statt im Priesterseminar zur hl. Messe im Dom, zu der alle Gläubigen eingeladen waren – denn die Berufung der geweihten Personen gehört der gesamten Kirche.
Die Schwestern in Wien feierten diesen Tag bereits am Vorabend mit Kardinal Christoph Schönborn (Dominikaner) mit gemeinsamer Vesper im Stephansdom. In Rom feierten die Schwestern „zweimal“: zuerst am Abend des 1. . im tschechischen Päpstlichen Kolleg Nepomucenum, wo die Borromäerinnen ein tschechisch-slowakisches Treffen der in Rom lebenden Ordensleute organisierten und am Abend des 2. 2. nahm eine Schwester als Vertreterin der Gemeinschaft an der hl. Messe für geweihte Personen beim Bischof der Diözese Rom, Papst Franziskus teil.
Und welche Resonanz hatte dieser Tag in unseren Herzen?
Durch die Worte und Denkanstöße, die wir hörten, wurde dieser Tag für uns zu einem neuen dringenden Impuls, nach innen zu schauen und zu fragen:
– Bin ich wirklich ein geweihter Mensch, der wie Simeon den wahren Reichtum in seinen Händen hält? Was halte ich in meinen Händen? Wenn es etwas anderes als Jesus ist, dann ist es nur Kram.
– Bin ich eine geweihte Person, die ein tiefes spirituelles Le-ben führt? Nähere ich mich allen äußeren Dingen in einer At-mosphäre der Stille und tiefer Kontemplation? Das ist das Unersetzliche und Wertvollste, was die Kirche von uns erwar-tet. Es ist auch der Schlüssel zur Berufungskrise.
– Bin ich ein geweihter Mensch, der mit seinem Beispiel eines Lebens in Armut, Keuschheit und Gehorsam die Kirche vor Säkularisierung schützt? Das Ordensleben ist ein Gegenmittel zur Säkularisierung. Mein Leben soll ein Spiegel, eine Medizin und eine Ermutigung zur ständigen Erneuerung für alle Gläubigen sein.
– Bin ich ein engagierter Mensch, der aus sich selbst herausgeht und eine echte Gemeinschaft und tiefe Beziehungen zu denen aufbaut, die ihm in der Gesellschaft anvertraut sind? Bauen wir als Ordensgemeinschaft gute Beziehungen zum Bischof, zum Volk Gottes auf? Die Frucht des synodalen Prozesses ist ein vertieftes Bewusstsein für die lebendige Gemeinschaft, das Bewusstsein, dass wir zueinander gehören und gemeinsam unterwegs sein wollen.
– Sind wir Propheten? Können wir bestimmte Zeichen der heutigen Zeit erkennen und darauf aufmerksam machen, wovor wir uns hüten und wo wir offen sein müssen?
– Bin ich ein geweihter Mensch, der von seiner Sendung weiß? Die Kirche ist gesendet, jeder Christ ist gesendet. Das geweihte Leben beinhaltet die Sendung von Natur aus. Weckt das Leben mit Christus in mir den Wunsch, auf andere zuzugehen?
Dieser Tag war eine Gelegenheit, von neuem die Frische und Schönheit der Berufung Gottes zu berühren und in den Tiefen meines Herzens erneut zu hören: Jesus – Er ist das Licht, vor dem alle Dunkelheit verschwindet. Er ist die Kraft, die das Leben gestaltet.