WEIHNACHTEN – FEST DER FREUDE
Im Lukasevangelium wird die Geburt des Herrn so einfach und unkompliziert, vor allem aber so freudig geschildert. Es muss so sein, denn es handelt sich um einfache Leute, die Heilige Familie und die Hirten. Und doch spielen sie keine kleine Rolle bei der Verbreitung der guten Nachricht über die Geburt des Herrn. Selbstverständlich war es für die Hirten zuerst ein Schock, und deshalb hörten sie: „Fürchtet euch nicht!“ und erst dann: „Ich verkünde euch eine große Freude.“
Man könnte sagen: Der gemeinsame Nenner für Weihnachten ist die Freude. Die direkte Anrede: Fürchtet euch nicht, ich verkünde euch eine große Freude – ist ein klares Wort an diese einfachen Leute, die zur Geburt Christi sogar besser passen als die anderen, z.B. die drei Könige, die die weltliche Honoratioren darstellen.
Was ist die Ursache, der Inhalt der Freude? „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.“ Kürzer könnte man die ganze Frohbotschaft nicht sagen. Und was ist eigentlich die Freude? Die Hl. Schrift ist voll von Ausdrücken, die ihren Inhalt beschreiben. In der Ankündigung: Heute ist euch der Retter geboren, ist die Ursache der Freude Gott selbst, der gekommen ist und Menschengestalt angenommen hat, um uns zu erretten. Der Mensch wird also beschenkt, und das zeigt sich nach außen durch seine Freude.
Wir können sagen, dass der Gute wirklich nur Gott ist. Jeder, der mit ihm zu tun hat, ist notwendigerweise freudig gestimmt. Der hl. Paulus erwähnt im Brief an die Galater die Freude als ein Geschenk Gottes. Derjenige, der Gott besitzt, kann sich erst richtig freuen.
Ob es die Hirten so verstanden haben, ist schwer zu sagen. Aber man kann es annehmen. Auf diesem Hintergrund können wir das Tagesgebet vom Christtag verstehen, wo es heißt: „Lass uns teilhaben an der Gottheit deines Sohnes.“ Freude ist nämlich Teilhabe an Gott. Wenn der Mensch eine starke Verbindung mit Gott hat, in dauerndem Kontakt mit ihm ist, dann hat er Freude. So ist der schönste Name für Weihnachten das Fest der Freude.
Es geht also darum, dass wir die Freude mehr pflegen. Wie? Durch eine tiefe Verbindung mit Gott, durch die Teilhabe an der Gottheit unseres Herrn. So werden wir Gott ähnlicher. Das ist eine große Botschaft von Weihnachten.
P. Robert Kunert SJ, Weihnachten 1996