Das Jahr 2024
Heiliges Jahr
Pilger der Hoffnung
Am 24. Dezember begann Papst Franziskus mit dem Öffnen der Heiligen Pforte im Petersdom im Vatikan das Jubiläumsjahr unter dem Motto Pilger der Hoffnung. Der Wunsch des Heiligen Vaters ist es, dass jeder Mensch in diesem Gnadenjahr „die Liebe Gottes lebendig erfahren kann, die im Herzen eine feste Hoffnung auf das Heil in Jesus Christus weckt“ (aus der Bulle zur Ausrufung des Heiligen Jahres Spes non confundit).
Auch die Schwestern unserer dortigen Kommunität waren unter den zehntausenden Pilgern bei der offiziellen Eröffnung des Gnadenjahres 2025 in Rom. In den folgenden Tagen pilgerten sie gemeinsam in einer Gruppe von Wallfahrern zur Heiligen Pforte, mit denen sie beim gemeinsamen Gebet abwechselnd das Jubiläumskreuz trugen. Sie konnten auch an der Öffnung der Heiligen Pforte in der Lateranbasilika und in der Basilika St. Paul vor den Mauern teilnehmen.
Am Sonntag, 29. Dezember schlossen sich Schwestern aus unseren Kommunitäten in Prag, Ústí nad Orlicí, Olomouc und auch in Klagenfurt den Gläubigen an, die zu den Gottesdiensten zum Beginn des Heiligen Jahres in den Diözesen gingen.
Der Heilige Vater erinnert daran, dass unser Leben eine Pilgerreise ist. Die Hoffnung und das Ziel unserer Reise ist Jesus Christus. Das Logo des Heiligen Jahres spricht mit seiner Symbolik stark an: vier sich umarmende Figuren gehen hinter dem Kreuz, das unten die Form eines Ankers hat und in turbulente Wellen getaucht ist. Es konzentriert unseren Blick auf die Sendung unseres Ordenslebens, dem gekreuzigten Christus, der einzig wahren Hoffnung, nachzufolgen. Eine Gemeinschaft, die in fester Hoffnung lebt, kann in den unterschiedlichsten Lebensumständen weiterbestehen.
Papst Franziskus lädt uns ein, die Hoffnung wiederzubeleben, eine göttliche Tugend, die in der heutigen Welt und im heutigen Menschen oft fehlt: „Die Hoffnung wird nämlich aus der Liebe geboren und gründet sich auf die Liebe, die aus dem am Kreuz durchbohrten Herzen Jesu fließt … Tatsächlich täuscht die christliche Hoffnung nicht und sie enttäuscht nicht, denn sie gründet sich auf die Gewissheit, dass nichts und niemand uns jemals von der göttlichen Liebe trennen kann … Sie gründet sich auf den Glauben und wird von der Liebe genährt und ermöglicht es so, im Leben weiterzugehen.“
Jubiläumsjahre sind eine Einladung zur vertrauensvollen Annäherung an Gott, den großzügigen Spender der Gnade, der Vergebung und der Barmherzigkeit, die wir auch lernen müssen, in den gegenseitigen Beziehungen zu zeigen. „Damit der Glaube freudig und die Liebe leidenschaftlich ist; damit jeder in der Lage ist, auch nur ein Lächeln, eine Geste der Freundschaft, einen geschwisterlichen Blick, ein aufrichtiges Zuhören, einen kostenlosen Dienst zu schenken, in dem Wissen, dass dies im Geist Jesu für diejenigen, die es empfangen, zu einem fruchtbaren Samen der Hoffnung werden kann“, schreibt Papst Franziskus in der Bulle „Spes non confundit“ (Die Hoffnung enttäuscht nicht).
Möge das Heilige Jahr also für uns alle nicht nur eine Ermutigung auf unserem Weg sein, sondern vor allem eine Vertiefung unserer persönlichen Beziehung zu Jesus Christus und eine Schule großzügiger Nächstenliebe.
Weihnachten – Fest der Freude
Im Lukasevangelium wird die Geburt des Herrn so einfach und unkompliziert, vor allem aber so freudig geschildert. Es muss so sein, denn es handelt sich um einfache Leute, die Heilige Familie und die Hirten. Und doch spielen sie keine kleine Rolle bei der Verbreitung der guten Nachricht über die Geburt des Herrn. Selbstverständlich war es für die Hirten zuerst ein Schock, und deshalb hörten sie: „Fürchtet euch nicht!“ und erst dann: „Ich verkünde euch eine große Freude.“
Man könnte sagen: Der gemeinsame Nenner für Weihnachten ist die Freude. Die direkte Anrede: Fürchtet euch nicht, ich verkünde euch eine große Freude – ist ein klares Wort an diese einfachen Leute, die zur Geburt Christi sogar besser passen als die anderen, z.B. die drei Könige, die die weltliche Honoratioren darstellen.
Was ist die Ursache, der Inhalt der Freude? „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.“ Kürzer könnte man die ganze Frohbotschaft nicht sagen. Und was ist eigentlich die Freude? Die Hl. Schrift ist voll von Ausdrücken, die ihren Inhalt beschreiben. In der Ankündigung: Heute ist euch der Retter geboren, ist die Ursache der Freude Gott selbst, der gekommen ist und Menschengestalt angenommen hat, um uns zu erretten. Der Mensch wird also beschenkt, und das zeigt sich nach außen durch seine Freude.
Wir können sagen, dass der Gute wirklich nur Gott ist. Jeder, der mit ihm zu tun hat, ist notwendigerweise freudig gestimmt. Der hl. Paulus erwähnt im Brief an die Galater die Freude als ein Geschenk Gottes. Derjenige, der Gott besitzt, kann sich erst richtig freuen.
Ob es die Hirten so verstanden haben, ist schwer zu sagen. Aber man kann es annehmen. Auf diesem Hintergrund können wir das Tagesgebet vom Christtag verstehen, wo es heißt: „Lass uns teilhaben an der Gottheit deines Sohnes.“ Freude ist nämlich Teilhabe an Gott. Wenn der Mensch eine starke Verbindung mit Gott hat, in dauerndem Kontakt mit ihm ist, dann hat er Freude. So ist der schönste Name für Weihnachten das Fest der Freude.
Es geht also darum, dass wir die Freude mehr pflegen. Wie? Durch eine tiefe Verbindung mit Gott, durch die Teilhabe an der Gottheit unseres Herrn. So werden wir Gott ähnlicher. Das ist eine große Botschaft von Weihnachten.
P. Robert Kunert SJ, Weihnachten 1996
Was zum Frienen führt
– Adventimpuls
Das Evangelium vom ersten Adventsonntag zeigt uns das Drama der Welt mit einer Reihe von Zeichen, die uns erschrecken können. Aber nach den Worten Jesu sollen wir keine Angst haben, wir sollen uns aufrichten, wir sollen wachen und beten. So kann jemand handeln, der Frieden hat. Frieden ist keine Gemütlichkeit, keine äußere Ruhe, sondern eine Haltung des Herzens, wenn das Herz selbst bei Sorgen und Ängsten tief im Inneren ruhig bleibt. Es ist nämlich in Gott verankert. Herzensfriede ist wichtig. In einem friedvollen Herzen kann Gottes Gnade ungehindert wirken.
Im Advent bietet uns Gott erneut eine Zeit der Gnade an. Er bietet uns seine Gunst an, um die Spiegelfläche des Herzens zu beruhigen und für den Frieden zu öffnen. Wir verfallen oft der Illusion, dass wir Frieden erreichen, wenn wir dieses Problem, jene Schwierigkeit lösen. Aber es ist umgekehrt: Zuerst müssen wir uns dem Frieden Gottes öffnen, erst dann können wir die richtigen Entscheidungen und Handlungen suchen und erkennen. Übrigens, schon der hl. Ignatius sagte: in Zeiten der Trostlosigkeit (Zeit des Unfriedens und der Verwirrung) sollten wir keine Änderungen oder wichtigen Entscheidungen treffen.
Es lohnt sich darüber nachzudenken, was uns den Frieden nimmt. Es kann eine falsche Einstellung zur Arbeit sein, wenn wir uns selbst zu wichtig nehmen (während es der Herr ist, der wirkt und wir helfen ihm nur), ein zu scharfer Blick auf die anderen um uns herum, Verschlossenheit oder Verhärtung des Herzens gegenüber den anderen. Frieden nimmt uns auch, alle Arten von Unannehmlichkeiten abzulehnen und zu versuchen, sie zu beseitigen, anstatt das Leben so zu nehmen, wie es kommt.
Jeder von uns entdeckt wahrscheinlich etwas davon in sich. Sie sind die „Hügel“ auf unserem Weg zum Herrn, die wir ebnen sollen, um den Frieden zu erreichen. Wie? Keiner von uns hat die Macht, sie zu beseitigen, aber wir können alles mit Vertrauen und Aufrichtigkeit dem Herrn vorlegen. Bewusst unsere persönlichen „dramatischen Situationen“, die oft kein Drama sind, abkühlen. Ebenso lassen Geduld und Zeit vieles reifen.
Die Jungfrau Maria ist ein fester Bestandteil des Advents. Ihr Herz war beständig auf den Frieden ausgerichtet, obwohl ihr Leben voller Not und Schmerz war. „Sie bewahrte alles in ihrem Herzen und dachte darüber nach.“ Viele Bilder zeigen die Jungfrau Maria mit der Hand auf ihrem Herzen, als wollte sie uns sagen: Hier – im Herzen – geschieht alles. Auch wir müssen in die Tiefe hinabsteigen, wir brauchen einen Raum der Stille um darin die Ereignisse unseres Lebens zu betrachten, damit wir Gottes leise Stimme hören können. Dann besucht Gott unsere Herzen mit seinem Frieden, der durch uns in die Welt strömen kann.
Fest Allerheiligen und erste Gelübde
Am 1. November feiert die Kirche das Fest aller Heiligen – d.h. nicht nur derer, die offiziell zu Heiligen erklärt wurden, sondern aller Menschen aus allen Zeiten und Nationen jeden Alters, die das Ziel der himmlischen Herrlichkeit erreicht haben. Dieses Fest möchte uns jedes Jahr ermutigen, mehr und mehr in das große Geheimnis hineinzuwachsen – Gottes Plan der Heiligkeit für jeden Menschen.
Für uns Schwestern Jesu hat dieser Tag noch eine andere Erinnerung. 1957, in der Zeit des Kommunismus, begann der Gründer unserer Gemeinschaft, P. Robert Kunert SJ im Geheimen sein Ordensleben in der Gesellschaft Jesu. Das Ordensleben ist ein besonderer Weg zur Heiligkeit, der nichts anderes ist als eine tiefe Vertrautheit mit Christus in seiner treuen Nachfolge, in der wir unser ganzes Leben lang wachsen sollen. An diesem Tag vor zwei Jahren begann Barbora Šebestová den Weg des Ordenslebens in unserer Gemeinschaft. Am heurigen Allerheiligenfest endete ihr zweijähriges Noviziat und so konnte sie ihre ersten Gelübde ablegen.
Zur hl. Messe in der Kirche St. Anna in Olomouc, die Mons. Ladislav Švirák für uns feierte, kamen zahlreiche Schwestern aus allen Kommunitäten. Gemeinsam staunten wir, was der Herr in den letzten zwei Jahren im Leben unserer neuen Mitschwester getan hat. Mons. Švirák erinnerte in der Predigt daran, dass eine Weihe, egal wie groß sie ist, immer auf der Tatsache beruht, dass Gott der Erste war, der sich jedem von uns in Christus geweiht hat. Von dieser bedingungslosen Liebe ausgehend ist es notwendig, immer weiterzumachen, keine Angst vor dem eigenen Versagen zu haben und unter allen Umständen weiterzugehen.
Nach der Ablegung der Gelübde erhielt die Novizin ein silbernes Brustkreuz, ein sichtbares Zeichen ihrer Weihe und Zugehörigkeit zur Gemeinschaft, sowie eine Kerze, die sie ermutigen soll, Christus, das Licht der Welt zu bringen, wohin sie auch geht.
Und da es außerdem Herz-Jesu-Freitag war, beendeten wir die feierliche Liturgie mit Anbetung, Litanei und sakramentalem Segen. Wir erlebten fast greifbar, dass der Herr selbst im Mittelpunkt der gesamten Feier stand.
Beim gemeinsamen Mittagessen hatten wir Gelegenheit zu Begegnung und Austausch sowie Sr. Barbora zu gratulieren, deren Freude zu erleben sehr erfrischend war. Die Anwesenheit aller österreichischen Schwestern war nicht nur für die jüngste Schwester eine wertvolle Aufmerksamkeit, sondern auch ein Geschenk für jede von uns. Deo gratias für alle Gnaden dieses Tages!
Besuch bei der Muttergottes in Mariazell
Nicht zum ersten Mal kamen wir österreichischen Schwestern bei der Muttergottes in Mariazell zusammen, diesmal am Sonntag, 29. 9. – „sternförmig“ von Wien und Klagenfurt, auch mit Sr. Marie Čeganová aus Tschechien. Ein Ort, zu dem wir gerne pilgern, um der Mutter Jesu Dank, Bitten und allerlei Anliegen zu bringen.
Eine besondere Form des Gebetes lehrt schon der hl. Ignatius in den Exerzitien, wo er anleitet, ein Anliegen, eine Bitte etc. zuerst mit der Muttergottes zu besprechen, dann gleichsam an ihrer Hand und mit ihr zum Sohn zu gehen und als drittes in Begleitung dieser beiden zum Vater zu gehen und es von ihm zu erbitten (vgl. Exerzitienbuch Nr. 147).
Diesmal war es vor allem der Dank, der uns bewog aufzubrechen, Dank für einige runde Jahrestage von Gelübden, Eintritten usw., für so viele Zeichen der Güte und Hilfe von oben. Denn es ist so wichtig, auf dem Weg der Berufung auszuhalten, doch selbstverständlich ist es nicht.
Und es liegt auf der Hand, dass wir auch an „unseren“ Muttergottesberg in Tschechien dachten, wo die Gründung einer neuen Kommunität als Ort des Gebetes für geistliche Berufungen viel Einsatz und Gebet braucht. Dass dort ebenfalls die Muttergottes von Mariazell verehrt wird, verstärkt die Verbindung nur noch.
Äußerlich war die Wallfahrt recht schlicht, von innen her gingen wir jedoch gestärkt wieder fort: durch die Mitfeier der hl. Messe, durch Austausch beim gemeinsamen Essen und Freude am Beisammensein, durch Zeit für Stille und persönliches Gebet.
Hochfest des Hl. Ignazius von Loyola auf dem Muttergottesberg
Dank der geplanten Bauarbeiten auf dem Muttergottesberg sind wir intensiver in das Leben dieses Wallfahrtsortes eingebunden. Vor einiger Zeit verspürten wir den inneren Impuls, das Fest des hl. Ignatius – des Vaters der Spiritualität, die unser religiöses Leben prägt – an diesem Ort zu verbringen; hier, in der Nähe des Geburtsortes seines Nachfolgers und geistlichen Sohnes, des Gründers unserer Gemeinschaft – P. Robert Kunert SJ.
Bereits im Evangelium weist Christus, der Herr darauf hin, dass man auf die soliden Fundamente jedes Baues achten muss. Und wir wollen hier vor allem das Innerliche, das Spirituelle aufbauen und entfalten! Was kann dazu mehr beitragen als die Gemeinschaft des Gebets und der Eucharistie? Und so wurde in der kleinen Wallfahrtskirche am letzten Tag des Monats Juli 2024 zum ersten Mal in ihrer Geschichte die hl. Messe vom Hochfest des hl. Ignatius von Loyola gefeiert. Im liturgischen Wochenplan hieß es: 10.00 Uhr – Muttergottesberg – Bitte um den Segen Gottes und den Schutz der Muttergottes für die Freunde und Wohltäter der Gemeinschaft der Schwestern Jesu (hl. Messe unter Beteiligung der Schwestern Jesu).
Obwohl es unter der Woche und daher ein normaler Arbeitstag war, kamen zahlreiche Freunde und Wohltäter. Die Kirchenbänke waren bis auf den letzten Platz gefüllt, auch einige Stehplätze waren besetzt. Die Gruppe von 17 Schwestern aus 7 Kommunitäten hätte dies alleine nicht geschafft. Die hl. Messe wurde vom Administrator aus Dolní Čermná, Pater Jan Lukeš zelebriert, mit ihm am Altar war P. Milan Richter, belebt durch zwei junge Ministranten.
Zu Beginn der Predigt machte Pater Jan auf den Leitgedanken der ersten Lesung aufmerksam: Wähle Leben oder Tod. Wähle Gott oder das Nichts. Bei der zweiten Lesung blieb er an der Stelle stehen, an der Paulus sagt: „… Durch den Glauben wohne Christus in euren Herzen, in der Liebe verwurzelt und auf sie gegründet. So sollt ihr mit allen Heiligen dazu fähig sein, die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe zu ermessen und die Liebe Christi zu erkennen, die alle Erkenntnis übersteigt. So werdet ihr erfüllt werden in die ganze Fülle Gottes hinein.“ Weiter sagte er: Ein norwegisches Sprichwort sagt: Wer geliebt wird, der ist schön. Wir alle brauchen Liebe und es ist schön, wenn wir verstehen, wie sehr der Herr uns liebt. Wenn wir einem Menschen Liebe entgegenbringen, besonders jemandem, der selbst noch nicht viel davon erfahren hat, wird er zu dem, was er ursprünglich sein sollte: großzügiger, geduldiger, freundlicher. Gott möchte uns seine großzügige Liebe in unserem Inneren zeigen. Sehen wir uns als geliebtes Kind des himmlischen Vaters.
Bis zum Rand voll von der Liebe Gottes bei der Begegnung mit Christus in der Eucharistie traf sich die Gemeinschaft der Gläubigen vor der Kirche zum Austausch. Herrliches sonniges Wetter und speziell für diesen Anlass gebackene Kuchen sorgten für ein herzliches Miteinander unter den Anwesenden.
AMDG
Sr. Anna Vacková

Sich führen lassen
Vom 8. – 12. Juli fand auch heuer wieder ein Sommerlager mit den Schwestern Jesu für Mädchen im Alter von 14 bis 17 Jahren statt. Das diesjährige Thema stellte den 11 Teilnehmerinnen die klare Frage: „Wovon lasse ich mich leiten?“ Diesem Leitfaden waren sie in Katechese, Zeiten für Stille und Reflexion sowie Austausch und anderen Aktivitäten auf der Spur.
Ein Teil des Treffens war ein Besuch bei den Klarissen-Kapuzinerinnen in deren nahe gelegenem Kloster. Die Lebensweise der Klarissen zu sehen, die ein tiefes Vertrauen in die Vorsehung Gottes und ein Leben in Stille zeigt, war sehr wertvoll und beeindruckend.
Höhepunkt der ganzen Woche war eine Wallfahrt, bei der die Mädchen das Programm gestalteten und die Schwestern sich führen ließen… Sowohl für die Mädchen als auch für die Schwestern war das Spiel „zur Unterscheidung der Geister“ eine gelungene Sache. Den Schwestern waren für einen bestimmten Teil des Weges die Augen verbunden: „Welcher Geist führt dich jetzt? Der gute, der Schritt für Schritt, klar und transparent, wenn auch oft im Vertrauen, führt, nicht überfordert und Hoffnung gibt? Oder der böse, der abrupt, wirr und zickzack führt, einschränkende Anforderungen an den Menschen stellt und zur Verzweiflung treibt?“ Auf spielerische Weise konnten alle Teilnehmer erleben, wie es einem Menschen geht, der ständig Entscheidungen ausgesetzt ist: „Wovon lasse ich mich jetzt leiten?“ Auch wenn es im wirklichen Leben nicht immer so einfach ist wie im Spiel…
Das ganze Treffen verlief in freudiger Atmosphäre. Möge es den Mädchen im Alltag die Erfahrung bringen, dass Gott eine sichere Orientierung auf den Lebenswegen ist und nur Er es wert ist, sich von ihm leiten zu lassen.
Sr. Anna Bartoňová
Treffen mit Erzbischof Josef Nuzík
Am 30. 6. 2022 verabschiedete die Erzdiözese Olomouc Erzbischof Jan Graubner. Diese Änderung wirkte sich auf unsere Gemeinschaft nicht nur aus, weil einige Kommunitäten zu dieser Erzdiözese gehören, sondern außerdem weil die SSJ eine Ordensgemeinschaft diözesanen Rechtes ist und somit der Erzbischof von Olomouc auch der Bischof des Hauptsitzes der Gemeinschaft ist.
Mit Ausdauer und Vertrauen beteten nicht nur wir für den neuen Erzbischof, und als am 9. 2. 2024 Mons. Josef Nuzík als Nachfolger bekannt gemacht wurde, freuten wir uns darüber sehr. Die Amtseinführung am 13. 4. 2024 war ein wunderschönes geistliches Fest und wir konnten zu diesem Ereignis mit einem meditativen Rosenkranz vor der hl. Messe und natürlich auch mit unserer Mitfeier beitragen. Wir hatten Gelegenheit, dem neuen Hirten im Namen der gesamten Gemeinschaft persönlich zu gratulieren.
Am 28. 5. kam Herr Erzbischof in unser Zentrum. Nach der hl. Messe um 16:30 Uhr traf er sich mit Sr. Alena Jindrová zusammen mit den Schwestern des Generalrats, dabei gaben sie ihm als Bischof des Hauptsitzes einen Jahresbericht über das Leben der Gemeinschaft. Danach war Ausklang in größerer Runde beim gemeinsamen Abendessen.
Bei seinem Besuch konnte Herr Erzbischof also einen Blick in die Vielfalt des Lebens der Schwestern werfen und wir wiederum konnten ihn etwas näher kennenlernen in seiner menschlichen Güte und dem Frieden, den er ausstrahlt. Im Gebet sind wir verbunden.
Lasst euch von Jesus faszinieren
Sonntag des Guten Hirten, 21.4.2024
Weltgebetstag für geistliche Berufungen
Papst Franziskus sagt zu diesem Tag in seiner Botschaft:
Der Weltgebetstag um geistliche Berufungen lädt uns jedes Jahr dazu ein, über das kostbare Geschenk des Rufs nachzudenken, den der Herr an einen jeden von uns richtet, an sein gläubiges Volk, das sich auf dem Weg befindet, damit wir an seinem Plan der Liebe teilhaben und die Schönheit des Evangeliums in den verschiedenen Lebensständen Gestalt annehmen lassen können.
…
Den jungen Menschen, vor allem denjenigen, die der Kirche fernstehen oder Misstrauen gegen sie hegen, möchte ich sagen: Lasst euch von Jesus faszinieren, stellt ihm durch die Seiten des Evangeliums eure wichtigen Fragen, lasst euch von seiner Gegenwart aufrütteln, die uns immer in wohltuender Weise in Frage stellt. Er respektiert unsere Freiheit mehr als jeder andere, er drängt sich nicht auf, sondern bietet sich selbst an: Gebt ihm Raum und ihr werdet euer Glück darin finden, ihm zu folgen und, falls er euch darum bittet, euch ihm ganz hinzugeben.
…
Dieser Tag ist insbesondere dem Gebet gewidmet, um vom Vater die Gabe geistlicher Berufungen für den Aufbau seines Reiches zu erbitten: „Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!“ (Lk 10,2). Und das Gebet – das wissen wir – besteht mehr aus Zuhören als aus an Gott gerichteten Worten. Der Herr spricht zu unserem Herzen und möchte es offen, aufrichtig und großzügig vorfinden. Sein Wort ist in Jesus Christus Fleisch geworden, der uns den ganzen Willen des Vaters offenbart und mitteilt. In diesem Jahr 2024, das eben dem Gebet zur Vorbereitung des Jubiläums gewidmet ist, sind wir aufgerufen, das unschätzbare Geschenk wiederzuentdecken, mit dem Herrn von Herz zu Herz in Dialog treten zu können und so zu Pilgern der Hoffnung zu werden, denn „das Gebet ist die erste Kraft der Hoffnung.
…
Aber was bedeutet es, Pilger zu sein? Wer eine Pilgerreise unternimmt, sucht zuerst das Ziel zu klären und trägt es immer im Kopf und im Herzen. Um jenes Ziel zu erreichen, muss man sich jedoch gleichzeitig auf die gegenwärtige Etappe konzentrieren. Um diese anzugehen, darf man nicht schwer beladen sein, muss sich von unnötigen Lasten befreien, das Wesentliche mitnehmen und jeden Tag kämpfen, damit Müdigkeit, Angst, Unsicherheit und Dunkelheit den begonne-nen Weg nicht verstellen.
…
Aus all diesen Gründen sage ich noch einmal, wie beim Weltjugendtag in Lissabon: „Rise up! – Erhebt euch!“ Wachen wir aus dem Schlaf auf, kommen wir aus der Gleichgültigkeit heraus, öffnen wir die Gitter des Gefängnisses, in das wir uns manchmal eingeschlossen haben, damit ein jeder von uns seine Berufung in der Kirche und in der Welt entdecken und Pilger der Hoffnung und Friedensstifter werden kann!
Wir antworten auf dieses brennende Bedürfnis von heute – auf die Not an geistlichen Berufungen – mit unserem spezifischen Apostolat – dem Apostolat der Berufungen. Der Sonntag des Guten Hirten, an dem sich die ganze Kirche an die geistliche Berufung erinnert, wird jedes Jahr als Fest unserer Sendung gefeiert. Auch in diesem Jahr ist es nicht anders, wenn wir um neue Berufungen und um die Treue der bereits bestehenden Berufungen in der Anbetung für dieses Anliegen bitten, zu dem wir die Gläubigen an den Orten, an denen wir tätig sind, einladen.
Das Fest Darstellung des Herrn – Tag des geweihten Lebens

Was bedeutet es für uns, dass wir diesen Tag jedes Jahr feiern können?
Dieser Tag ist ein Dank an Gott für das kostbare Geschenk der Berufung und zugleich Ermutigung, Stärkung und gegenseitige Bereicherung, diesen Weg treu zu gehen.
Wir erfahren ihn als einen Tag der Dankbarkeit für unsere Berufung, als einen Tag des persönlichen und gemeinsamen Gebets, als eine Begegnung mit unseren Bischöfen und mit denen, die den Weg des geweihten Lebens gehen. Er ist uns eine Freude und eine Ermutigung.

Der diesjährige Tag des geweihten Lebens wurde in den meisten Diözesen, in denen wir Kommunitäten haben, erst am Samstag, 3. 2. gefeiert. Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten stand die Heilige Messe mit dem jeweiligen Diözesanbischof. Anschließend folgte meist ein Vortrag und dann war Raum zu Begegnung und Austausch.

In der Erzdiözese Olmütz wurde er heuer zum ersten Mal etwas anders gefeiert, nämlich nicht wie üblich am 2.2. und die Ordensleute trafen sich statt im Priesterseminar zur hl. Messe im Dom, zu der alle Gläubigen eingeladen waren – denn die Berufung der geweihten Personen gehört der gesamten Kirche.
Die Schwestern in Wien feierten diesen Tag bereits am Vorabend mit Kardinal Christoph Schönborn (Dominikaner) mit gemeinsamer Vesper im Stephansdom. In Rom feierten die Schwestern „zweimal“: zuerst am Abend des 1. . im tschechischen Päpstlichen Kolleg Nepomucenum, wo die Borromäerinnen ein tschechisch-slowakisches Treffen der in Rom lebenden Ordensleute organisierten und am Abend des 2. 2. nahm eine Schwester als Vertreterin der Gemeinschaft an der hl. Messe für geweihte Personen beim Bischof der Diözese Rom, Papst Franziskus teil.
Und welche Resonanz hatte dieser Tag in unseren Herzen?

Durch die Worte und Denkanstöße, die wir hörten, wurde dieser Tag für uns zu einem neuen dringenden Impuls, nach innen zu schauen und zu fragen:
– Bin ich wirklich ein geweihter Mensch, der wie Simeon den wahren Reichtum in seinen Händen hält? Was halte ich in meinen Händen? Wenn es etwas anderes als Jesus ist, dann ist es nur Kram.
– Bin ich eine geweihte Person, die ein tiefes spirituelles Le-ben führt? Nähere ich mich allen äußeren Dingen in einer At-mosphäre der Stille und tiefer Kontemplation? Das ist das Unersetzliche und Wertvollste, was die Kirche von uns erwar-tet. Es ist auch der Schlüssel zur Berufungskrise.
– Bin ich ein geweihter Mensch, der mit seinem Beispiel eines Lebens in Armut, Keuschheit und Gehorsam die Kirche vor Säkularisierung schützt? Das Ordensleben ist ein Gegenmittel zur Säkularisierung. Mein Leben soll ein Spiegel, eine Medizin und eine Ermutigung zur ständigen Erneuerung für alle Gläubigen sein.
– Bin ich ein engagierter Mensch, der aus sich selbst herausgeht und eine echte Gemeinschaft und tiefe Beziehungen zu denen aufbaut, die ihm in der Gesellschaft anvertraut sind? Bauen wir als Ordensgemeinschaft gute Beziehungen zum Bischof, zum Volk Gottes auf? Die Frucht des synodalen Prozesses ist ein vertieftes Bewusstsein für die lebendige Gemeinschaft, das Bewusstsein, dass wir zueinander gehören und gemeinsam unterwegs sein wollen.
– Sind wir Propheten? Können wir bestimmte Zeichen der heutigen Zeit erkennen und darauf aufmerksam machen, wovor wir uns hüten und wo wir offen sein müssen?
– Bin ich ein geweihter Mensch, der von seiner Sendung weiß? Die Kirche ist gesendet, jeder Christ ist gesendet. Das geweihte Leben beinhaltet die Sendung von Natur aus. Weckt das Leben mit Christus in mir den Wunsch, auf andere zuzugehen?
Dieser Tag war eine Gelegenheit, von neuem die Frische und Schönheit der Berufung Gottes zu berühren und in den Tiefen meines Herzens erneut zu hören: Jesus – Er ist das Licht, vor dem alle Dunkelheit verschwindet. Er ist die Kraft, die das Leben gestaltet.