Worte zum Abschied von Sr. Marie Čeganová
„Gib mir nur deine Gnade und dein Kreuz, das genügt mir!“
Lieber Pater Robert, so lässt sich wirklich die innerste Haltung Deines Herzens charakterisieren. Wir, die Schwestern, die Dein Leben jahrelang aus der Nähe begleiten konnten, haben erfahren, dass sich diese Worte an Dir bis zum Rand erfüllen.
Dieses Dein Motto entstand im Jahr 1964. Damals hast Du als einunddreißigjähriger geheimer Geselle Jesu in den Exerzitien Deinen großen Kampf mit der Angst und der Hoffnungslosigkeit der Zukunft ausgefochten. Du hast gewusst, dass Du zur freiwilligen und bewussten Annahme des Kreuzes – so wie es einem Sohn des hl. Ignatius eigen ist – notwendig die Gnade Gottes brauchst, die Gabe von oben. Aus Dir selber wärest Du zu dieser Kreuzesannahme nicht fähig gewesen, Gott musste es für Dich tun.
Und so wurde Dein Lebensmotto für Dich ein Ausdruck für das Bemühen vorwärts zu gehen, nicht etwas nur für sich selbst zu behalten, alles anzubieten und zu geben, ein bereitwilliges Instrument in der Hand Gottes zu werden, sich nicht zu wehren, den Willen Gottes nicht zu hindern, der sich an Dir und durch Dich an den anderen zeigen soll, so wie es das Leben nach und nach mit sich brachte…
Deine größte Freude war die Gnade des Priestertums, Dein größtes Glück war es, Jesuit zu sein, ganz und gar dem Herrn zu gehören. Das war der Ausgangspunkt für alles in Deinem Leben. Es war das tragende Fundament, auf dem Du Gott erlaubt hast zu bauen. Gern hast Du uns die Weisheit Deines Novizenmeisters P. František Kučera wiederholt: „Robert, das Wichtigste ist, dass Du Dich niemals von Gott trennst.“ Hier wohl schlug Deine direkte Ausrichtung auf Christus ihre tiefen Wurzeln.
Für die Gnade Deiner Berufung warst Du imstande alles zu opfern, was Dich davon irgendwie zurückhalten oder sie aufweichen könnte: zuerst Deine zahlreichen Vorlieben und Interessen, z.B. die Musik, die Du so geliebt hast; schrittweise Dein Hinterland, die Heimat, Deine eigene Position, den Namen bis zum völligen Verzehren Deiner Kräfte und Deines Lebens im Dienst am Reich Gottes. Du hattest ein klares, erhabenes, großes und schönes Ziel, zu dem Dich auf langem Weg die feste Hoffnung führte.
So wie Du Deine Berufung geliebt hast, konntest Du Dich auch für die Berufung von weiteren einsetzen und Dich nicht schonen. Du hast Dich danach gesehnt, anderen Deine Freude aus dem Dienst an Gott weiterzugeben. Wie sehr hast Du Dich gefreut, als auch Dein Neffe Jan Priester wurde! Du hast Dich nicht gefürchtet auf das Rufen Gottes aufmerksam zu machen. Du warst überzeugt, dass Gott in Zusammenarbeit mit den Menschen beruft. Dank Deiner Einfühlsamkeit und Geduld hast Du jeder von uns und auch vielen anderen geholfen, dieses Geschenk zu entdecken. Du hast uns gelehrt, Gott, die Kirche, den Dienst in ihr und für sie gern zu haben, denn die Berufung ist immer ein Geschenk für die anderen.
Du warst für uns der Vater, der mit fester Hand und herzlichem Wort fast 40 Jahre lang unser Hinterland gebildet hat. Niemals hast du jedoch auf Dich selber aufmerksam gemacht. Du hast sehr gut gewusst, wer der echte Gründer der Gemeinschaft ist und in wessen Diensten Du stehst. Deshalb konntest Du mit einer solchen Ergebenheit in den letzten Jahren die Schwierigkeiten der Krankheit und des Alters annehmen, die es Dir nicht mehr ermöglicht haben, Dich direkt am Gang der Gemeinschaft zu beteiligen. Dein Gesundheitszustand führte Dich immer mehr in die Einsamkeit mit Deinem Herrn. Er verstand Dein Herz gut, wenn Dein Mund nicht ausdrücken konnte, was es fühlt. Dieses Dein Gebet und Opfer war für uns ein einzigartiger Schutzwall, das spürten wir alle.
Dein Weggang in die Ewigkeit unmittelbar nach der heiligen Messe, die Dein Mitbruder an Deinem Bett feierte, war der Gipfel Deines gesegneten Priesterlebens. Das Lächeln, mit dem Du das Kommen Deines Herrn begrüßt hast, spiegelte die Schönheit dessen wider, was das Auge nicht geschaut und das Ohr nicht gehört… Es wurde für uns eine tiefe Bestätigung Deiner häufigen Aufmunterung: „Schwestern, es lohnt sich!“
Gnade und Kreuz – zwei Ausdrücke der einen Wirklichkeit Deines Lebens. Möge der gute Gott, Pater Robert, Dein Lohn für alles sein, was Du für uns getan hast.